Ob Kopfschmerzen, Gastritis, Schilddrüsenunterfunktion, Depressionen oder schlechter Schlaf: Auf Youtube gibt es für so ziemlich jedes Beschwerdebild die passende Meditation. Die meisten davon versprechen, die Selbstheilungskräfte zu aktivieren, die Zellenergie zurück in die richtige Schwingung zu bringen und uns gesünder und glücklicher zu machen.
Aber… Funktioniert das?
Dieser Frage möchte ich heute auf den Grund gehen. Fangen wir also am besten gaaaaanz von vorne an:
Was ist Selbstheilung überhaupt?
Der Begriff Selbstheilung wird oft im spirituellen und esoterischen Kontext verwendet - aber ist das richtig?
Der Duden definiert Selbstheilung als
ohne medizinische Behandlung erfolgende Heilung
, Wikipedia sagt folgendes
Als Selbstheilungskraft (auch Heilkraft der Natur und Naturheilkraft genannt) bezeichnet man die Fähigkeit des Körpers, sowohl äußere als auch innere Verletzungen bzw. Krankheiten zu heilen.
und meine Krankenversicherung ergänzt das hier:
Im Grunde beschreibt das aber eigentlich alles, was dem Körper hilft, sich wieder gesund zu machen. Der eigene, innere Doktor sozusagen.
“Selbstheilung” ist also gar nicht esoterisch oder spirituell, sondern ein ganz natürlicher Prozess, den die meisten von uns quasi täglich durchlaufen. Wer schon mal einen Schnupfen hatte, sich in den Finger geschnitten oder etwas falsches gegessen hat, wer sich schon mal irgendwo gestoßen oder verbrannt hat oder wer mit Kopfschmerzen im Bett geblieben und heute wieder gesund und beschwerdefrei ist, hat seine Selbstheilungskräfte am eigenen Leib kennengelernt - wahrscheinlich sogar, ohne es bewusst zu merken.
Muss ich meine Selbstheilungskräfte aktivieren?
Nö.
Die Selbstheilungsmechanismen in unserem Körper sind ganz automatisch 24/7 aktiv und unser Körper arbeitet rund um die Uhr daran, uns gesund zu halten. So heilen kleine Wunden von selbst, kranke Zellen werden bekämpft und abgebaut und die nervige Erkältung ist nach drei Tagen wieder vergessen.
Und weil das so erstaunlich und auch ziemlich cool ist, will ich es hier nochmal betonen:
Unser Körper setzt alles daran, gesund zu sein und zu bleiben - ganz automatisch.
Wir müssen unsere Selbstheilungskräfte also nicht unbedingt aktivieren, unser Körper macht seinen Job von allein (die letzte kleine Wunde, die von allein verheilt ist, ist der Beweis dafür).
Aber…
Können wir die Heilung beeinflussen?
Dass unsere Psyche einen immens großen Einfluss auf unseren Körper hat, ist inzwischen durch zahlreiche Studien bewiesen worden. Ich verlink euch hier, hier und hier ein paar Studien und Artikel dazu und möchte euch auch eine kleine Buchempfehlung dalassen.
Lissa Rankin - Mind over Medicine (deutsch)
Mehr Infos
Lissa Rankin geht das Thema Selbstheilung in ihrem Buch “Mind over Medicine” aus der wissenschaftlichen Perspektive an, bereitet es aber gleichzeitig so auf, dass es total gut verständlich und leicht zu lesen ist. Für mich wesentlich greifbarer als andere, ähnliche Bücher, zum Beispiel von Joe Dispenza.
Natürlich müsst ihr euch jetzt nicht in Büchern und Studien zu dem Thema vergraben - eigentlich ist nur eine Sache wichtig: Ja, wir können unsere Selbstheilungskräfte beeinflussen, positiv wie negativ.
Wie wir unsere Selbstheilungskräfte stärken können
Im Prinzip ist es ganz einfach: Alles, was uns glücklich macht, das parasympathische Nervensystem aktiviert und Stresshormone abbaut, kann dazu beitragen, die Selbstheilungskräfte zu stärken. Die Liste ist also lang!
Ein paar der Tipps und Maßnahmen möchte ich hier teilen:
Schlaf: Meine Oma sagt immer “Schlafen ist die beste Medizin” und sie hat nicht ganz unrecht damit. Die meisten Heilungsprozesse finden in der Nacht statt, ausreichend guter Schlaf ist also ein guter erster Schritt.
Ernährung: Der zweite Schritt ist eine gesunde Ernährung und eine ausreichende Nährstoffversorgung. Gerade unter Stress oder bei Krankheiten braucht der Körper mehr Vitamine und Mineralstoffe - achtet also darauf, dass ihr hier immer gut versorgt seid.
Lachen: Gleich nach “Schlafen ist die beste Medizin” kommt “Lachen ist die beste Medizin”. Kein Wunder: Lachen setzt Glückshormone frei, die die Heilung fördern.
Bewegung: Natürlich macht es keinen Sinn, mit einer Erkältung und Fieber ein komplettes HIIT-Workout zu machen. Gegen einen kleinen, gemütlichen (!) Spaziergang in der Natur oder eine sanfte Yoga-Einheit spricht aber in den meisten Fällen nichts.
Frische Luft, Natur & Sonnenlicht: Waldbaden ist total im Trend - nicht umsonst! Die heilende Kraft der Natur wurde mittlerweile in zahlreichen Studien bewiesen.
Autogenes Training, Visualisierung und Meditation: Und ja, auch Meditation und andere Entspannungs- und Visualisierungstechniken senken nachweislich das Stresslevel und können so dazu beitragen, die Selbstheilungskräfte zu stärken.
Bedeutet das, dass…
Selbstheilung durch Meditation funktioniert?
Ja. Und nein.
Was für mich nicht funktioniert, ist eine Art “akute Spontanheilung” per Meditation, meine akute Zahnwurzelentzündung wollte sich zum Beispiel partout nicht wegmeditieren lassen - wenn man den Erfahrungsberichten auf der Website von Dr. Joe Dispenza glaubt, kann man aber davon ausgehen, dass sogar das möglich wäre und ich nur irgendwas falsch gemacht hab oder mir die Übung fehlt:
"Kannst Du Dir vorstellen? Vor zwei Wochen saß ich im Rollstuhl. Und jetzt laufe ich einfach überall herum.“
„Sie haben einen Scan gemacht und es gab keinen Krebs. Es war komplett weg … es hat die Ärzte umgehauen.“
https://de.drjoedispenza.com/pages/stories-of-transformation
Gaube ich persönlich den Erfahrungsberichten von Dr. Joe Dispenza? Ehrlich gesagt nicht wirklich. Denke ich, dass man mit Krebs zum Arzt gehen und sich behandeln lassen sollte, anstatt ein Seminar zu buchen? Absolut.
Hält man sich an die Fakten und die Studienlage, ist aber klar, dass Meditation (neben vielen anderen positiven Effekten)…
das Stresslevel senkt
die Körperwahrnehmung schult
das parasympathische Nervensystem aktiviert
… und damit die perfekte Grundlage für Heilung bildet.
Also ja: Meditation kann zur Heilung beitragen und die Selbstheilungskräfte stärken. In welchem Maß ist von Person zu Person unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren ab - Fakt ist aber: Schaden wird’s nicht.
Bevor wir endlich zu konkreten Meditationsempfehlungen kommen und gemeinsam meditieren, möchte ich noch über eine Sache sprechen:
Grenzen von Selbstheilung und Selbstheilungsmeditation
Bei all den Büchern, Erfahrungsberichten, Kursen und Videos bekommt man leicht den Eindruck, dass man absolut alles mit ein bisschen Meditation heilen kann - und wenn nicht, macht man einfach was falsch.
Ob dem so ist, weiß ich nicht.
Was ich weiß: Ärzte, Heilpraktiker und Therapeuten gibt es nicht ohne Grund und die meisten von uns brauchen hin und wieder einen Arzt. Bei ernsten und akuten Beschwerden, bei Wehwehchen die einfach nicht besser werden wollen oder wenn ihr unsicher oder besorgt über eine Gesundheitsfrage seid, bitte setzt euch nicht auf euer Meditationskissen, sondern nehmt das Telefon in die Hand und wählt die Nummer eures Hausarztes oder im schlimmsten Fall den Notruf.
Es mag sein, dass es da draußen Menschen gibt, die einen Herzinfarkt weg-meditieren können, ich würde aber wirklich niemandem empfehlen, das auszuprobieren.
Gleiches gilt übrigens nicht nur für körperliche, sondern auch für psychische Beschwerden. Wenn ihr euch unsicher seid, gilt immer: Erst Arzt, dann vielleicht Meditation.
Gut, dass wir das geklärt haben. Dann können wir jetzt ja endlich meditieren! :)
Meditation zur Selbstheilung: Wie funktioniert’s?
Im Prinzip funktioniert Meditation zum Selbstheilungskräfte-Anregen ganz genauso wie jede andere Meditation auch.
Die einfachste Form der Selbstheilungsmeditation ist eine geführte Meditation - ähnlich einer Traumreise, nur dass man eben wach ist. Dafür gibt es einige schöne und beliebte Beispiele auf Youtube, meine liebsten Meditationen verlinke ich euch unten. 🙂
Wer nicht geführt, sondern für sich meditieren will, für den bietet sich eine Visualisierungs- oder eine Mantra-Meditation an. Hier könnt ihr euch zum Beispiel in eure Gesundheit einfühlen, euch euren perfekt-gesunden Tag vorstellen, ein heilendes Licht oder einen klärenden Wasserfall visualisieren oder - wer mit Bildern weniger gut arbeiten kann - ein heilendes Mantra wiederholen.
Erfahrene Meditierende berichten auch von der heilenden Wirkung der Transzendentalen Meditation. Weil diese Form der Meditation für mich persönlich aber eine Menge Konzentration erfordert, greife ich, wenn ich mich sowieso schlapp, krank oder unwohl fühle, hauptsächlich auf Visualisierung oder Mantra-Meditationen zurück und kann deswegen nicht von eigenen heilenden Erfahrungen mit der TM berichten.
Wann ist die beste Zeit für eine Selbstheilungsmeditation?
Einfach gesagt: Wann immer es passt!
Wichtig ist, dass ihr regelmäßig meditiert. Zwar ist der Geist direkt nach dem Aufstehen und ganz kurz vor dem Einschlafen besonders sensibel, weswegen man früh morgens und spät abends als “beste Zeit” ansieht, aber wenn ihr zum Beispiel regelmäßig in der Mittagspause praktizieren könnt oder eine andere Routine für euch findet, funktioniert das auch.
Wie oft muss ich die Selbstheilungsmeditation wiederholen?
Hierfür gibt es keine Regeln. Ich selbst versuche bei “akuten” gesundheitlichen Herausforderungen, die mehr Aufmerksamkeit benötigen, einmal am Tag aktiv zu meditieren und abends mit heilenden Frequenzen, Klangschalen und Soundhealing zu arbeiten.
Generell praktiziere ich oft Mantra-Meditationen, bei denen mir auch an gesunden Tagen intuitiv immer mal wieder ein heilendes Mantra dazwischen rutscht, sozusagen “vorbeugend”. Geht hier nach eurem eigenen Gefühl und lasst euch von eurer eigenen Intuition sagen, wie oft ihr welche Meditation praktizieren solltet.
Wichtig ist nur, dass ihr meditiert :)
Sollte ich immer bei der gleichen geführten Meditation bleiben oder durchwechseln?
Die Frage hab ich gerade schon beinahe beantwortet, weil viele Youtube-Videos aber empfehlen, sich genau diese Meditation regelmäßig anzuhören, möchte ich nochmal kurz darauf eingehen:
Hört auch hier auf euer Gefühl. Wenn ihr die gleiche Meditation wiederholen und dabei bleiben möchtet, zum Beispiel, weil es euch mit der Routine leichter fällt, in den meditativen Zustand zu kommen - fine! Wenn ihr euch für eine geführte Meditation entschieden habt und nach dem dritten Mal gelangweilt seid, an’s Abendessen denkt, euch nur noch wünscht, dass es vorbei ist und deswegen eine andere Meditationsform wählt - auch fine!
Es gibt also keine Regel die sagt, dass ihr euch jetzt und für immer auf eine einzige Meditation festlegen müsst, im Gegenteil: Gerade am Anfang lohnt es sich, mehrere Formen auszuprobieren, damit ihr herausfinden könnt, was euch am besten zusagt.
Selbstheilungs-Meditation auf Youtube: Meine Empfehlungen
… Und genau deswegen gibt’s hier meine Youtube-Empfehlungen. :)
Ich wünsche euch viel Spaß beim Meditieren und vor allem gute Gesundheit!