Es soll gegen Zahnfleischentzündungen und Mundgeruch wirken, Bakterien und Schadstoffe binden, das Immunsystem stärken und sogar gegen Allergien und Asthma helfen: Ölziehen ist in aller Munde und wird oft sogar von Zahnärzten oder Heilpraktikern empfohlen. Doch was ist dran an dem Hype, wie funktioniert das Ganze und vor allem: Hat es wirklich eine positive Wirkung auf die Gesundheit?
Wir finden es heraus. Ayu ready for it? :)
Schritt-für-Schritt: Wie funktioniert Ölziehen?
Eigentlich ist Ölziehen ganz einfach - auch wenn es gerade am Anfang ein bisschen Überwindung kostet.
Öl mit einem Löffel dosieren und in den Mund nehmen. Die Menge könnt ihr variieren, in der Regel wird ein Esslöffel empfohlen, ich persönlich würde mit einem Teelöffel starten, das ist anfangs einfacher.
Jetzt das Öl im Mund hin- und herbewegen. Ihr könnt Kaubewegungen machen, das Öl durch die Zähne ziehen oder irgendwie anders bewegen. Hier gibt es kein richtig oder falsch.
Nach einigen Minuten könnt ihr das Öl nun in ein Taschentuch spucken und entsorgen.
Wie wird das Öl nach dem Ölziehen am besten entsorgt?
Am besten spuckt ihr das Öl in ein Taschentuch oder ein Zewa und entsorgt es anschließend im Hausmüll oder Restmüll.
Das klingt vielleicht erstmal unnötig kompliziert und nach Müll, der sich vermeiden ließe - schließlich steht man beim Zähneputzen sowieso am Abfluss, warum dann nicht einfach das verbrauchte Öl in den Abfluss spucken. Dennoch solltet ihr letzteres auf keinen Fall machen. Ölreste sind nämlich ganz und gar nicht gut für euren Abfluss, der kann davon ziemlich fies verstopfen. Vertraut mir, das macht keinen Spaß.
Auch Runterschlucken ist in dem Fall keine gute Idee - schließlich würdet ihr euch so alle gebundenen Giftstoffe wieder in den Körper spülen.
Taschentuch und Restmülltonne sind beim Ölziehen also die beste Option. :)
Welches Öl eignet sich zum Ölziehen?
Bei der Frage nach dem Öl scheiden sich die Geister. Kein Wunder, schließlich gibt es eine Menge Auswahl! Von speziellen Mundziehölen bis hin zu simplem Kokosöl hat jeder seinen Favoriten - aber Achtung: Verschiedene Öle haben verschiedene Wirkungen!
Das sind meine Favoriten:
ELIXR ayurvedisches Mundziehöl
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Geschmack: 5/5 ⭐
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Frische: 3/5 ⭐
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Wirkung: 4/5 ⭐
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Ich muss zugeben, dass ich im Normalfall nicht viel von Start-Ups halte, die mit ihrem Auftritt bei “Die Höhle der Löwen” werben. Die Mundziehöle von ELIXR musste ich dann aber doch einfach mal ausprobieren - und ich war positiv überrascht!
Die Öle sind geschmacklich total gut, schmecken frisch, süß und sommerlich. Gerade für Ölzieh-Einsteiger, die sich gerade erst an das ölige Gefühl im Mund gewöhnen müssen, kann ich die ELIXR-Öle total empfehlen, sie machen den Einstieg auf jeden Fall angenehmer.
Geschmacklich ist Energy mein Favorit, das schmeckt nach Orange, Ingwer und Rosmarin. Was mich am ELIXR-Öl nach einer Weile ein bisschen gestört hat, war das fehlende “Frische”-Gefühl. Bei den beiden Sorten ohne Minze fand ich das besonders spürbar, aber auch bei der Sorte Harmony, die mit Grapefruit und Krauseminze angereichert ist, war mir der Frischekick persönlich nicht genug.
Hier kann ich aber nur empfehlen, das selbst auszuprobieren, für mich gehört einfach Minzgeschmack untrennbar zur Mundhygiene dazu und nach der ersten Gewöhnungsphase komm’ ich mit minzigem Öl besser klar.
Gandusha Mundspülöl vom Ayurveda Parkschlösschen
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Geschmack: 2/5 ⭐
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Frische: 3/5 ⭐
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Wirkung: 4/5 ⭐
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Ich bin ja ein totaler Fan von Carina Preuß und dem Ayurveda Parkschlösschen und ich weiß auch von einigen, dass sie das Gandusha Mundspülöl total toll finden.
Leider kann ich mich absolut nicht mit dem Geschmack anfreunden. :( Wer nicht ganz so empfindliche Geschmacksnerven hat oder sich schnell an den krautigen Geschmack gewöhnen kann, der hat mit dem Gandusha Mundspülöl sicher große Freude!
Niyok Bio Mundziehöl
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Geschmack: 5/5 ⭐
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Frische: 5/5 ⭐
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Wirkung: 4/5 ⭐
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Ich mische meine Ölspülung inzwischen selbst. Würde ich das nicht machen, wäre das Niyok Mundziehöl wahrscheinlich mein Favorit. Das Berliner Startup stellt nicht nur Öl, sondern auch verschiedene andere Naturkosmetik-Pflegeprodukte her und bisher hab ich nur gute Erfahrungen mit den Produkten gemacht.
Das Mundziehöl ist auf Kokosölbasis und schmeckt angenehm nach Minze. Der Geschmack ist für mein Empfinden relativ sanft, es brennt also nicht oder fühlt sich im Mund scharf an, so wie man es von einigen Mundspülungen kennt. Laut Beschreibung ist das Öl sogar für Kinder gut geeignet - das kann ich mir vorstellen, aber nicht aus eigener Erfahrung bestätigen, Kinder hab ich nämlich keine 🙂
Ob groß oder klein: Das Öl kann ich trotzdem uneingeschränkt empfehlen!
Mundziehöl selbst machen: Ein ganz einfaches Rezept
Generell lässt sich Mundziehöl auch ganz einfach selbst herstellen, indem man ein Basisöl mit einigen Tropfen ätherischem Öl mischt.
Für den Sommer eignet sich zum Beispiel Kokosöl als Basisöl und Minzöl für den Geschmack. Beide Öle wirken kühlend und Kokosöl zusätzlich antibakteriell.
Für die selbstgemachte Ölmischung einfach 100 Milliliter Kokosöl mit ca. 10 Tropfen ätherischem Minzöl mischen. Achtet nur bitte darauf, dass ihr ein hochwertiges Minzöl verwendet, um allergischen Reaktionen oder anderen unerwünschten Effekten vorzubeugen.
Ich nutze dieses Kokosöl und dieses Minzöl, das naturrein und als Lebensmittel zertifiziert ist.
Im Herbst und Winter eignet sich Sesamöl ganz gut, weil es wärmend und nährend wirkt. Ich persönlich passe dann auch den Geschmack an und nutze zum Beispiel Orange oder Ingwer.
Wirkung: Was bringt das Ölziehen wirklich?
Eines vorab: Ich bin kein Arzt und kann deswegen und auch ganz generell nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen. Mir wurde Ölziehen tatsächlich von meiner Zahnärztin empfohlen und mir hilft es, aber sicher ist die Wirkung ganz individuell verschieden.
Ölziehen werden folgende Wirkungen nachgesagt:
Zähne aufhellen
Zahnfleischentzündungen heilen und vorbeugen
Zahnfleischbluten reduzieren
Karies vorbeugen
Immunsystem stärken und Infekte vermindern
Bakterien und Giftstoffe binden
Hautbild verbessern
Durch den Detox-Effekt soll es außerdem bei einer ganzen Liste von Krankheiten unterstützend wirken - von Neurodermitis über Arthrose bis Herzleiden.
Aus eigener Erfahrung kann ich nur zu den Zahnfleischentzündungen, Zahnfleischbluten und zur Karies etwas sagen: Dagegen hilft mir Ölziehen nämlich persönlich sehr! Natürlich lässt es vorhandene Löcher in den Zähnen nicht wie von Zauberhand verschwinden, aber ich hatte immer eher problematische Zähne und seit ich regelmäßig jeden Morgen Öl ziehe, hat sich das fast komplett erledigt.
Ob es bei anderen Krankheiten hilft und wie stark der Detox-Effekt tatsächlich ist, kann ich nicht sagen. Ich fühl mich besser damit und wenn ich mir anschaue, wie viel Belag beim anschließenden Zungeschaben abgeht, kann ich auch gut daran glauben, dass das wirklich ziemlich gesund ist.
Wie ist die Studienlage?
Wie so oft bei naturheilkundlichen Mitteln ist die Studienlage aber dünn gesät. Klinische Studien zum Detox-Effekt und den Effekt von Ölziehen auf die verschiedensten Krankheiten gibt es kaum, deswegen tu’ ich mir schwer damit, eine große Wirkung zu “versprechen”. Dafür ist schlicht noch nicht ausreichend geforscht worden (und wahrscheinlich wird es das auch in Zukunft nicht, dafür ist das Thema einfach nicht wichtig und aufmerksamkeitsstark genug).
Ein paar kleinere Studien hab ich gefunden, die werd ich euch hier verlinken, falls ihr euch tiefer einlesen wollt, bevor ihr es selbst ausprobiert. :)
Effect of oil pulling on plaque induced gingivitis: a randomized, controlled, triple-blind study
Effectiveness of three oral hygiene regimens on oral malodor reduction: a randomized clinical trial
Oil pulling and importance of traditional medicine in oral health maintenance
Welche Nebenwirkungen gibt es?
Vielleicht geht es euch wie mir und ihr recherchiert bei allem, was ihr ausprobiert, zuerst, ob es auch einen negativen Effekt haben kann. Ich kann euch beruhigen: Es gibt eigentlich keine bekannten Nebenwirkungen.
Der Vollständigkeit halber möchte ich aber erwähnen, dass sehr selten Fälle von Lipidpneumonie mit Ölziehen in Verbindung gebracht werden. Lipidpneumonie ist eine seltene Form der Lungenentzündung, die entstehen kann, wenn über einen längeren Zeitraum hinweg ölige Substanzen eingeatmet und inhaliert werden.
Gefunden habe ich hier Reports von fünf Fällen, bei denen krankheitsbedingt nicht auszuschließen ist, dass es tatsächlich “Anwendungsfehler” gab, das Öl also versehentlich vermehrt eingeatmet wurde.
Das Risiko ist also sehr gering und Ölziehen gilt unterm Strich als wesentlich nebenwirkungsärmer als andere Mundspülungen - bitte achtet beim Ausprobieren dennoch gut auf euch und passt auf, dass ihr das Öl nicht runterschluckt oder einatmet.
Wie oft und wie lange sollte man Ölziehen?
Für mich ist Ölziehen ein fester Bestandteil der Morgenroutine und ich ziehe aktuell einmal am Tag. Theoretisch ist es auch zweimal täglich möglich, also morgens und abends beim Zähneputzen.
Empfohlen werden 20 Minuten, um auch wirklich den vollen Effekt zu spüren und alle Giftstoffe optimal zu binden. Gerade am Anfang ist das Gefühl von Öl im Mund aber eher unangenehm, sodass man die 20 Minuten eher selten schafft (und wenn’s nicht das Mundgefühl ist, das stört, dann ist es vielleicht fehlende Geduld oder auch einfach fehlende Zeit morgens). Das ist okay.
Ich spüre schon bei 2-3 Minuten einen Effekt und halte mich selbst eher selten an die Empfehlung von 20 Minuten. Probiert aber hier einfach selbst für euch aus, was für euch am besten funktioniert!
… und wie lange dauert’s, bis es wirkt?
Im Ayurveda spricht man von vier Wochen, bis sich eine Verbesserung zeigt, eine Ölziehkur sollte also mindestens für vier Wochen gemacht werden, bevor man ein Fazit zieht.
Viel Spaß dabei!